Markgrafenloge und Ritterwappen
Wir wenden uns der dem Altar gegenüberliegenden Seite zu. In die umlaufende Empore ist eine große Loge eingebaut, die herrschaftlich in den Kirchenraum hineinragt. Sie weist bis auf die vier weißen korinthischen Kapitelle der Pilaster keinerlei verspielten Zierrat auf und wirkt dadurch sehr vornehm. Die Loge war der Platz für den Stifter und Bauherrn der Kirche, den Markgrafen Georg Wilhelm. Einziger Schmuck ist ein roter Samtbehang (im Bild links nicht zu sehen) mit eingesticktem Wappen, Initialen und Ordensband, der sich über die ganze Brüstung zieht. Georg Wilhelm hat sich St. Georgen als seine eigene Stadt bauen lassen, als sein Vater Christian Ernst die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth regierte und er noch Erbprinz war. Der Kirchenbau war von Anfang an in die Stadtplanung einbezogen, der Zweck der Kirche war ein dreifacher:
Einmal baute er für die Gemeinde seiner neuen Stadt eine Pfarrkirche.
Weiterhin zeigt uns der ursprüngliche Name "Sophienkirche", dass sie für ihn auch Familien- und Hofkirche war. Die Mutter des Markgrafen hieß "Sophie Luise, seine Gattin "Sophie" und seine Tochter "Christiane Sophie Wilhelmine".
Schließlich aber war sie der geistliche Versammlungsort für den von ihm gegründeten "ordre de la sincérité", den Orden der Aufrichtigkeit.
Georg Wilhelm legte fest, dass sich die Ritter seines Ordens alljährlich in der Kirche einzufinden hätten, und zwar am Georgstag, dem 23. April. Der Georgstag 1711 ist auch das Datum der Kirchweihe, die in den Häusern und Gaststätten von St. Georgen noch heute begangen wird. Ebenso legten die Statuten des Ordens fest, dass seine Mitglieder ihre Familienwappen in der Kirche anzubringen hätten. Es sind insgesamt 83 Tafeln; die ersten stammen aus dem Gründungsjahr 1705, die letzte ist von 1768. Auch wegen dieser prägenden Fülle von Wappentafeln hat sich der Name Ordenskirche durchgesetzt. Die Mitglieder des Ordens waren Hofleute und Adelige, hochrangige Militärs und markgräfliche Minister. Sein offizieller Zweck war die Pflege von Aufrichtigkeit und Redlichkeit untereinander, vor allem aber diente er dem absolutistischen Repräsentationsbedürfnis des Erbprinzen und späteren Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth.