Zur Besinnung
Die Schlangeninsel und das geheimnisvolle Geschenk des Daseins
Das Wunder der Schöpfung neu wahrnehmen! Genau darum geht es in meinem Oratorium für Chor, Solo und Orchester DIE SCHLANGENINSEL, das am Erntedankfestsonntag, den 6. Oktober 2024 um 19.30 Uhr von der Kantorei Bayreuth St. Georgen zusammen mit der Vogtlandphilharmonie Greiz in der Ordenskirche aufgeführt wurde.
Das Wunder der Schöpfung wahrnehmen und staunen über das geheimnisvolle Geschenk des Daseins. Genau das tut in der Legende von der Schlangeninsel, die auf der Gründungslegende des Klosters auf der Insel Reichenau im Bodensee beruht, der Heilige Pirmin. Ergriffen, ja geradezu erschüttert ist er von der Schönheit der Schöpfung, in der er die Majestät und Größe des Schöpfers erkennt. Und das lässt ihn danken. Danken für die bunte Vielfalt der Welt. Und aus seinem Dank wird Lob und Anbetung. Worte allein reichen dann bald nicht mehr aus. Das Lob und die Anbetung, die Bewegtheit und Ergriffenheit des staunenden Menschen drängt zum Gesang, zu Klang und Musik.
So geht es in der SCHLANGENINSEL auch um die Kraft der Musik.
Sie kann die Schlangen und bösen Geister vertreiben. In der alten Legende sind es die Schlangen und Drachen, die in den Tiefen des Sees hausen, ab und zu auftauchen und Angst und Schrecken verbreiten. Übertragen auf unsere Zeit sind es die Ungeheuer von Angst, Depression, Leistungsdruck, Leere und vermeintlicher Sinnlosigkeit.
Auch Martin Luther wusste von der Kraft der Musik. Davon zeugt eines seiner berühmtesten Zitate: „Die Musik ist eine reine Gottesgabe, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster.“
So will das Oratorium DIE SCHLANGENINSEL auch zur Muse und Musik - und zum Innehalten einladen. Was wiederum auch das Anliegen des Erntedankfestes ist:
Innehalten, angesichts eines besinnungslosen Konsumrausches, der der Schöpfung aber auch uns und unserer Seele nicht gut tut.
Wenn du die Fülle willst, umgebe dich mit einfachen Dingen!
In der Natur können wir viel von diesen „einfachen“ Dingen finden. Wenn der Mensch wieder zu einem innigeren Verhältnis zur Natur und zur Schöpfung zurückfindet, dann wird er auch das Wunder der Schöpfung neu wahrnehmen, seine Gottvergessenheit überwinden und staunen, nur noch staunen über das geheimnisvolle Geschenk des Daseins.
So wie der Lieddichter Christian Fürchtegott Gellert in einem unserer Gesangbuchlieder (EG 506), das auch in meinem Oratorium DIE SCHLANGENINSEL eine wichtige Rolle spielen wird.
Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege,
die Liebe, die für alle wacht, anbetend überlege:
so weiß ich, von Bewundrung voll, nicht, wie ich dich erheben soll,
mein Gott, mein Herr und Vater.
Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke;
der Himmel prächtig ausgeschmückt, preist dich du Gott der Stärke.
Wer hat die Sonn an ihm erhöht? Wer kleidet sie mit Majestät?
Wer ruft dem Heer der Sterne.
Michael Lippert,
Kirchenmusiker